1943 | Arbres au bord du rhone (Gemälde 1943)

1943 | Destins

Flucht nach Bezis, Lot et Garonne

Nach der Besetzung auch des Südens von Frankreich durch die deutschen Truppen weichen Masereel und seine Frau unter falschem Namen nach Lausson bei Montflanquin, Département Lot et Garonne, aus und wohnen bis 1945 in der Mühle von Bezis; in Zürich erscheint die Sammlung von 44 Zeichnungen „Destins“.

Brief an Thea Sternheim vom 4. Mai

“In diesem Augenblick kann man nur von dem großen menschlichen Elend reden! Die Zukunft? Sie ist zu ungewiß, um davon zu reden. Die Vergangenheit scheint schon so weit! Wozu. Was die Gegenwart betrifft, sie lastet schwer auf uns und langsam erschöpft sie unsere Kräfte und Nerven! – Ich habe versucht, dies darzustellen (oh, sehr unzureichend) in einer Folge von 40 Zeichnungen, die gerade unter dem Titel ‘Destins’ ‘Schicksal’ (deutsch im Original) in Zürich erschienen sind.” (“Marbacher Magazin”, 31/1984, S. 25).

Theo Pinkus 1943 über „Destins“

“Die Schicksale werden von Masereel in 3 oder 4 Seiten vor Augen geführt. Es sind keine Bilderromane (…); es sind kurze Episoden der Verwandlung des friedlichen alltags zum furchtbaren blutigen Geschehen des Krieges. Zwei Bilder, gestern – heute, genügen und sagen mehr aus als gelehrte Abhandlungen über Kriegsfolgen oder journalistische Schlachtberichte. Es sind keine Sonderfälle. Es sind Massenschicksale, die sich tausendfach in jedem vom Krieg erfaßten Land wiederholen. (…) Doch zu dieser Lebenslust gehört die Verbundenheit mit der menschlichen Gemeinschaft, gehört die Verkündung der Wahrheit, auch wenn sie verfolgt wird und es mehr Mut erfordert, sie mit der Kunst zu verbinden als in ‘ewigen’ ‘überzeitlichen’ Kunstwerken die ‘Neutralität’ der Kunst unter Beweis stellen zu wollen. Doch die Wahrheit der Gegenwart, die Anklage gegen das heute und seine Ursachen genügen nicht. Masereel fürchtet keine Konsequenzen. Im Gegenteil, er bekennt sich zu ihnen und weiß um die Kräfte, mit denen er in kämpfender Kameradschaft aus den Trümmern das Neue erstehen läßt.” (Typoskript, Frans-Masereel-Stiftung, Saarbrücken).


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