1914 – 1915 | La Grande Guerre par les artistes Nr.15

Kriegsbeginn

Der Kriegsbeginn überraschte Masereel in der Bretagne, wo er seine Som-merferien verbringt; er geht zunächst nach Belgien, um dann nach der Besetzung Belgiens durch deutsche Truppen nach Paris zurückzukehren;  erste Veröffentlichungen von Zeichnungen.

“Als der Krieg ausbrach und Belgien besetzt wurde, wußte ich nicht, ob ich zu diesem Zeitpunkt Belgien gegenüber militärische Verpflichtungen hatte; ich glaubte, mich bei der Bürgerwehr melden zu müssen, denn bevor ich das Land verließ, war ich bei dieser Formation eingeschrieben worden, weil ich eine der höchsten Nummern bei der Auslosung der Stadt gezogen hatte, was mich vom Militärdienst befreite (…) Ich war der Bürgergarde zugeteilt worden, doch wußte ich, als ich dort ankam, nicht, ob ich nicht doch gestrichen worden war. Innerhalb von drei Tagen war ich in Gent, wo man mir sagte, ich solle nur wieder abreisen: ‘Sie haben hier nichts mehr zu suchen, verschwinden Sie, Sie sind als Bewohner gestrichen.’ Die Rückkehr nach Frankreich ist, wenn ich mich recht erinnere, beschwerlicher gewesen. Ich reiste über Dünkirchen, und zwar teils in Fußmärschen, von allem etwas; es war recht kompliziert, ich durfte aber wiederkommen, und ich habe mich bis 1916 nicht mehr von Paris wegbegeben. Als ich mich wieder in Paris befand, fühlte ich mich dort etwas verloren, die normale künstlerische Betätigung war gleich Null. Ich fand niemand mehr vor und lebte allein, Guilbeaux war zunächst eingezogen und dann ausgemustert worden. Darauf war er in die Schweiz gegangen, um sich dort pazifistisch und revolutionär zu betätigen. Als ich im Jahre 1914 für einige Tage nach Gent gekommen war, hatte ich auch – ich weiß nicht mehr recht, aus welchem Anlaß – einen Sprung nach Dendermonde tun können, wo man in der Umgebung der zur Hälfte zerstörten Stadt kämpfte. Es hatten dort blutige Kämpfe stattgefunden, und ich hatte an Ort und Stelle einige Skizzen gemacht, die ich mit nach Frankreich durchbringen konnte. Nach Paris zurückgekommen, habe ich diese Zeichnungen geordnet, habe sie über-arbeitet, und dann, ich erinnere mich nicht mehr recht wie, machte ich die Bekanntschaft von Roland de Marès, der damals Redakteur bei der Zeitung ‘Le Temps’ war, sowie die des Verlegers Berger-Levrault, des großen Militärverlegers, der diese Skizzen veröffentlichen wollte. Er hat sie auch wirklich 1915 in der Publikation ‘La Grande Guerre par les artistes’ herausgebracht, während Roland de Marès einige davon als Illustrationen für ein Buch mit dem Titel ‘La Belgique envahie’ verwendete, dessen Autor er war. (…) (Ich) empfand das Bedürfnis, mich herauszuhalten, in keiner Weise an diesem Blutbad teilzunehmen und den Krieg zu bekämpfen. Ich mußte von Paris fort und mich nach Genf begeben, wo sich Guilbeaux niedergelassen hatte, der mir vorschlug, sich ihm anzuschließen.” (Gespräche 1967, S. 22/24)


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