1939 | Von Schwarz zu Weiss

Bühnenbilder für Brecht

Bei Oprecht in Zürich erscheinen die 37 Holzschnitte der Folge „Du Noir au Blanc/Von Schwarz zu Weiß“; Entwurf von Bühnenbildern und Dekorationen für eine Aufführung der Szenenfolge „Furcht und Elend des Dritten Reiches“ von Bertolt Brecht in Paris; nach Kriegsbeginn – bis zum deutschen Einmarsch in Frankreich 1940 – Mitarbeit im Deutschlanddienst des französischen Infor-mationsministeriums, für den er Zeichnungen für Flugblätter anfertigt; im Februar Ausstellung von „Du Noir au Blanc“ im „Club des Cahiers de la Jeunesse“; Ausstellung in der Perls Gallery in New York.

Aus dem Vorwort zu „Du Noir au Blanc“

„Ich war immer der Auffassung, dass der Künstler auch Mensch sein dürfe, und dass die Tatsache, dass er Pinsel und Stift führt, ihn nicht unbedingt von der Gemeinschaft entfernen, ihn für das menschliche und soziale Geschehen nicht blind machen müsse. Auch er kann ein Zeuge der Zeit, in der er lebt, sein. Ich will damit nicht sagen, dass das Werk des Künstlers sich unter allen Umständen vom Geist der Zeit beeinflussen lassen müsse. Das bleibt Temperamentssache. Für mich wäre es nicht anders denkbar. Selbstverständlich habe ich vor allem schöne Holzschnitte schneiden wollen. Dann habe ich versucht, vorurteilslos eine vom Menschen geschaffene Schöpfungsgeschichte in 57 Bildern zu geben. – Sie beginnt im Urwald; die wilden Tiere fliehen vor dem Menschen, der mit ungeheurem Hunger und Besitzwillen ankommt. Um herrschen zu können, beginnt er zu zerstören; er baut auf, um auszubeuten, um zu genießen. Der Mensch ist ein Wolf unter Wölfen. Auf der einen Seite schafft er Überfluß, auf der anderen Elend, Verzweiflung, Hass. Die logische Folge: das Erwachen des Gewissens, Schlächtereien, Auflehnungen. Denken wir an das was in den letzten Jahren geschehen ist. Meine Arbeit endet mit der Hoffnung auf ein schöneres, froheres Leben und die große menschliche Aussöhnung in der Rechtfertigung der Arbeit.“

Aus einer Besprechung der Folge „Von Schwarz zu Weiß“

„Seine Absicht, schöne Holzschnitte zu schneiden, hat Masereel in vollem Umfang erreicht, aber auch sein weiteres Ziel: darzustellen, wie der Mensch seinem Gewissen und seiner Vernunft folgend sich auflehnt gegen die Zerstörung des Harmonischen, des Schönen in der Natur durch Menschen, gegen das von Menschen geschaffene Elend. Wenn Masereel sein Werk ausklingen läßt in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft der Menschheit, so spürt man seine gläubige Ergriffenheit von der Kraft des Menschen, das Gute zu können. Der großen Aufgabe der Künstler gerade in unserer kulturlosen, zerrissenen Zeit: dem Lebendmachen des Verantwortungsbewußtseins im Menschen, der Erkenntnis, das Gute nicht nur zu können, sondern auch zu sollen, dienen Werke wie die Masereels in hohem Maße.“  (Paris, April 1939, S. 15).


@