1922 | Lithographie zu Fairfax

Übersiedelung nach Paris

Uebersiedlung nach Paris in die Rue Lamarck auf dem Montmartre; 10 Lithographien zu Carl Sternheims „Fairfax“ für Alfred Flechtheim, in dessen Galerien in Berlin und Düsseldorf er auch ausstellt; bei dieser Gelegenheit Reise nach Deutschland; Entwurf von Dekorationen, Kostümen und Schattenrissen für Romain Rollands Satire „Liluli“ in Paris; erste Ausstellung in der Galerie Billiet.

 

„Ich hatte Arcos sofort wiedergefunden, der, wie ich schon sagte, im oberen Teil von Montmartre wohnte, und bei derselben Gelegenheit auch mit Jean Lurçat wieder Kontakt bekommen, den ich in der Schweiz kennengelernt hatte, wo er nach seiner Verwundung an der Front und nach seiner Entlassung aus dem Heer gleichfalls im Kreis der Genfer Pazifisten verkehrte. Nach und nach hat mich Arcos mit zahlreichen Schriftstellern in Verbindung gebracht, die ich nur dem Ruf nach kannte, mit denen ich manchmal in Briefwechsel gewesen, denen ich jedoch noch nicht persönlich begegnet war. Zu diesem Zeitpunkt ist das, was wie ‚Le Diner des Copains‘ getauft haben, gegründet worden. Man kam alle Monate in einem Restaurant der Rue Montorgueil, das ‚La Grille‘ hieß, zusammen. Dort habe ich Léon Bazalgette wiedergetroffen und die Bekanntschaft von Charles Vildrac, Georges Duhamel, Luc Durtain, Léon Werth, Francis Jourdain, Paul Vaillant-Couturier, Georges Besson, Paul Castiaux und von noch vielen anderen mehr gemacht. Dieses ‚Dîner des Copains‘ hat sich sehr viele Jahre hindurch gehalten, und zwar bis zum Vorabend des zweiten Weltkrieges, und hat als Treffpunkt für eine gewisse Zahl von Schriftstellern und Künstlern gedient.“ (Gespräche 1967, S. 61).

Frans Masereel „Mein Stundenbuch“

“Hier ist die Geschichte eines Mannes, der mit jungen Augen ins Leben geht, mit einem frischen und unbelasteten Geist, mit starken, jungen Gliedern, mit einem Herzen voller Liebe und Zärtlichkeit. Alles interessiert ihn, alles ist neu für ihn, er möchte alles kennenlernen, alles lieben, und sich selbst in den Strom des Lebens stürzen … nur um verwundet, bitter, skeptisch und so weiter wieder aufzutauchen. Er ist nun klug geworden, seine Augen sind welterfahrener, sein Geist gezügelt … seine Stärke ist von Lastern ausgehöhlt, und er macht sich über den Starken lustig; sein Herz ist traurig. Er sucht die Einsamkeit, wünscht sich, allein zu sterben, wie ein wilder Wolf, aber seine Seele wird wiedergeboren in Spott und … Lachen.” (“My Book of Hours”, Paris: Selbstverlag 1922).

Romain Rolland über „Mein Stundenbuch“

“Das Leben wird als Schauspiel gesehen, eine große Tragikomödie, in der die Seele ihre Rolle spielt, aber selbst während sie sich an der Handlung des Stücks beteiligt, sich befreit, wie mit einem Schlag ihrer Flügel; und aus der Höhe auf das Leben, wie es ist, herabschaut, ein wenig mitleidig lachend über ihre eigenen Anstrengungen und über ihre Freude, selbst über ihre eigenen Leiden. ‘Mein Stundenbuch’ ist der Ausdruck dieser triumphierenden Freiheit.” (Geschrieben Ende 1919 für die Ausgabe: “My Book of Hours”, Paris: Selbstverlag 1922, die in den USA vertrieben wurde).

Brief an Romain Rolland vom 27. Juli

“Ich werde sehr zufrieden damit sein, in Paris zu sein, denn hier in Mantes ist es schrecklich. Das ist die Kleinstadt in all ihrem Schrecken, ich verstehe nicht, wie die Menschen ein ganzes Leben lang in einem solchen Nest leben können, ohne vollständig verrückt zu werden. (…) Der Kampf wird für mich hart genug werden, aber ich habe sehr viel Hoffnung, und dann, wenigstens wird es einen ‘Kampf’ geben, das ist schon etwas.” (Paris, Bibliothèque Nationale).

 

 

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Motorboot-Führerschein, ausgestellt am 25.Juli 1922 in Versailles

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