1947 | Erscheinungen (Der Arbeiter 1947)

Beginn der Lehrtätigkeit in Saarbrücken

Beginn der Lehrtätigkeit an der von seinem Freund H. Henry Gowa geleiteten neugegründeten Staatlichen Schule für Kunst und Handwerk in Saarbrücken; im Mai Ausstellung in den Räumen der Schule; zwei Zeichnungsfolgen erscheinen im Saar-Verlag, Saarbrücken, jeweils in einer französischen und einer deutschen Ausgabe: „Des Anges“/“Engel“ (15 Zeichnungen) und „Apparitions“/“Erscheinungen“ (20 Zeichnungen).

Frans Masereel: „Lot-et-Garonne … meine zweite Heimat“

Es ist sehr wahrscheinlich, dass ich, hätte es nicht den Krieg gegeben, niemals die Gegend von Montflanquin so kennengelernt hätte, wie ich sie jetzt kenne; und – trotz des Verlusts meiner gesamten Habe – fühle ich mich menschlich und geistig bereichert durch den täglichen Kontakt seit drei Jahren mit dieser Erde und ihren Bewohnern. Trotz dieser Bereicherung kann ich dem apokalyptischen Sturm, der sich über die Welt stürzte, dafür in keiner Weise dankbar sein, der in dieser Gegend, abgesehen von einigen schrecklichen Dramen, keinerlei zerstörerische Spur seines Durchzugs hinterlassen hat. Ich wohne ganz nahe bei dem Besitz Aboulic und ich werde niemals die dunklen Tage vergessen, die vom Durchmarsch dieser „Herrschaften“, den Ex-Besatzern, gezeichnet wurden. Aber alles, oder nahezu alles, wurde über diese grauenhaften Tage gesagt, und ich denke, dass wir uns, im Herzen die lebendigste Erinnerung an die Opfer bewahrend, den „lendemains qui chantent“zuwenden müssen, wie eines der zahlreichen Opfer der Nazis sagte, es starb. „Journal de l`Amicale des Maires de Lot-et-Garonne“, Nr. 2 v. Januar 1947)

Masereel 1947 über H. Henry Gowa

„Hier ist nicht der Platz für eine eingehende Betrachtung über Gowas Schaffen. Dennoch das Wesentliche in einigen Worten: Aller Ursprung dieses malerischen Werkes liegt in der Persönlichkeit Gowas. Eine Persönlichkeit, die offenen Herzens allem Menschlichen aufgeschlossen ist. Ein Künstler, der ein unermüdlicher Arbeiter ist: gewissenhaft, rein, voller schöpferischer Ideale. Hinzu kommt der Techniker in ihm, der seine Mittel beherrscht. Alles dessen bedarf es, um ein großer Künstler zu sein. Und noch viel mehr! Hier ist auch nicht der Platz, über Gowas Vergangenheit zu sprechen, über seine Leiden, über seinen Mut, die Freiheit der menschlichen Persönlichkeit zu verteidigen. (…) Ich kann auch nicht genug über das gegenwärtige Schaffen Gowas sagen, über seinen augenblicklichen Kampf, der sich voller Idealismus für das große Werk einsetzt, das er in den Ruinen von Saarbrücken unternommen hat, indem er die Schule für Kunst und Handwerk gründete. Dieses Institut, das unter schwierigsten Bedingungen schon jetzt einen wesentlichen Beitrag heutiger Kunstäußerung und Erziehung darstellt. Gowa gehört zu den wenigen, die ihre positive aufbauende Kraft auf andere übertragen können und sie so in sein Werk einbezieht; (…) – Heraus aus der wirren, destruktiven Verneinung unserer Epoche zu hellem, versöhnendem, aufbauendem Werk. Ist das nicht das einzige wirkliche Heldentum unserer Tage?“ (Werkbund (Hg.), H. H. Gowa. Dokumentation, Frankfurt a.M. 1987, o.S.)

Brief von Herbert Sandberg vom 16. Mai

„In Berlin ist soeben die Hochschule für angewandte Kunst lizenziert worden, an die ich berufen worden bin mit der Professur für satirische Graphik. Sie ist im Gegensatz zu den von den immerhin schon älteren Herren Hofer, Ehmsen und Pechstein geführten Hochschulen oder sollen jedenfalls werden, die Kunstschule der neueren und jüngeren Generation. Dr. Strauß von der Zentralverwaltung für Volksbildung, der sich noch einmal persönlich an Sie wenden wird, hat nun mich gebeten, Sie aufzufordern, hierherzukommen und eine Meisterklasse zu übernehmen.“ (Deutsches Literaturarchiv, Marbach am Neckar)


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