Projet de mosaique | Nizza

Masereel und Schüler | Foto: Steinhoff (1949)

Umzug nach Nizza

Umzug in eine Wohnung am Alten Hafen von Nizza; in Zürich erscheint „Ecce Homo“.

Aus einem Brief an Thea Sternheim vom 4. Juni

“Schritt für Schritt richtet man sich ein, immer wieder begeistert von der Wohnung. Nizza ist wirklich sehr schön; das Meer, der Hafen und die Alpen. Ja, ich habe ein schönes Atelier, das heißt ein sehr großes Zimmer, größer als Dein Studio und sehr hell; zwei große Fenster auf den Hafen.” (Deutsches Literaturarchiv, Marbach am Neckar)

Aus der Rede Masereels zur Eröffnung einer Ausstellung von Werken junger Künstler in Sulzbach im Saarland

“Diese bescheidene Kundgebung hat meiner Ansicht nach eine Bedeutung, die sowohl über diese kleine Stadt wie über die Saar hinausgeht! Ich freue mich, dass gerade hier dies Beispiel gegeben wird! – denn es ist von größter Bedeutung, dass junge Menschen ihre Arbeit in aller Freiheit zeigen können, in einer Freiheit, die nur ihren persönlichsten Regungen folgt, ihrem Geschmack, ihrem Instinkt. (…) Das, was Sie hier sehen, sind Arbeiten von jungen Künstlern, die ihre Arbeiten zur Kritik stellen. Wenn einige unter ihnen schon das Stadium des Zögerns, der Unsicherheit, des Suchens überwunden haben und so schon im Besitz einer gewissen Meisterschaft sind – so haben andere sich noch nicht finden können und besitzen noch nicht die notwendigen Ausdrucksmittel, um auszusagen, was sie aussagen möchten. (…) Man könnte darauf sagen: Laßt diese Jungen warten bis sie alle Mittel besitzen, um auszusagen, was sie wirklich wollen. Dagegen sage ich: Nein, es ist von allererster Bedeutung, dass der junge Maler sich selbst in einer Ausstellung kontrollieren kann, neben seinen Kameraden und vor der Öffentlichkeit, dem Publikum selbst. Die Malerei, die Zeichnung, die man in seinem Zimmer oder seinem Atelier geschaffen hat, ändert sich in der Tat, wenn man fühlt, dass fremde Augen in einem fremden Rahmen die Werke betrachten. Der junge Maler sieht sich selbst vor ganz neuen Problemen und kommt zu einer schärferen Selbstkritik, mit dem Ziel, sich weiter zu vervollkommnen. (…) Ich weiß, was man von einem jungen Menschen denkt, der sich der Malerei widmet: im allgemeinen nichts Gutes. Aber wenn eines Tages einer von diesen Jungen dem Publikum seine eigenen Visionen zueigen macht, wenn seine Vorstellungen plötzlich mit den Ihren zusammenfallen, ist alles anders! Aus Ironie und Lustigmacherei wird Bewunderung und Lob.” (Typoskript, Frans-Masereel-Stiftung, Saarbrücken)

Brief Thomas Manns vom 17. November

“Es tut mir wohl zu wissen, dass Sie, nach einiger Lebensunruhe, nun in Nizza zu einer angenehmen Seßhaftigkeit gelangt sind, die schöne sinnliche Eindrücke und Arbeitsfrieden gewährt. Sie werden nach Deutschland gehen … Es ist kein gutes Land, und Europa hat allen Grund, den Geist zu fürchten, der dort schon wieder heranwächst und von außen gezüchtet wird. Aber zweifellos haben Sie viele Bewunderer dort, die nicht nur Ihre Kunst, sondern auch den Sinn und die Weisung dieser Kunst verstehen und lieben. (…)


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